Dorian lebt auf der Straße und hat sich eigentlich schon an dieses Leben gewöhnt, es ist zwar nicht immer leicht, aber alles ist besser als bei seinem Vater leben zu müssen.
Eines morgens jedoch wacht er neben dem toten Emil auf. Emil ist auch ein Obdachloser und Dorian kann sich nicht daran erinnern ihn auch nur angefasst zu haben und trotzdem liegt sein Messer genau neben der Leiche. Wie durch Zauberhand erscheint ein Unbekannter, der Dorian in seiner Not Schutz und ein zu Hause anbietet. Da Dorian nichts zu verlieren hat und alles besser ist als von der Polizei eingesammelt zu werden geht er auf das Angebot des Fremden ein und dieser nimmt ihn mit in eine Villa in der es von anderen Jugendlichen nur so wimmelt, scheinbar alles Straßenkids. Hier soll Dorian ein neues Leben beginnen fernab von der Straße und sich nur an ein paar Regeln, doch diese Regeln sind irgendwie seltsam und erwecken seine Neugierde. Doch Neugierde wird bestraft, wie er bald schmerzlich feststellen muss.
Ich habe mich sehr auf das neue Buch von Ursula gefreut, konnte sie mich doch schon immer mit ihren Büchern in den Bann ziehen.
Die ersten Seiten sind auch nur so dahin geflogen, doch schon bald machte sich ein wenig Ernüchterung breit. Ich fand den Anfang sehr langatmig und Dorian als Charakter zu vertrauenswürdig. Er hat kaum Dinge hinterfragt, alles mehr oder weniger so hingenommen wie man es ihm gegeben hat. Er wird nach einem Mord von einem wildfremden Typen auf der Straße aufgelesen der ihm Schutz bietet und Dorian ist kein bisschen misstrauisch sondern steigt mehr oder weniger direkt ins Auto und lässt sich mit zur Villa nehmen. An dieser Stelle habe ich schon ein wenig an seinem Charakter gezweifelt.
Angekommen in der Villa gibt es dann ein Mädchen namens Stella. Dorian verliebt sich natürlich in sie, das war zu erwarten, Aber auch hier gibt es keine Grundlage, kein Kennenlernen zwischen den beiden. Nein es wird direkt von der großen tiefen Liebe geredet und die beiden wollen sich nie wieder verlassen, und das obwohl sie sich erst zwei Tage kennen und das nicht mal richtig. Auch das ging mir eindeutig zu schnell und zu naiv voran.
Die Geschichte befasst sich dann irgendwann mit dem Thema Datenbrillen und dies wird dann zur Hauptgeschichte. Leider habe ich vor nicht allzu langer Zeit "Zero" von Marc Ehlsberg gelesen, in dem es eben auch um solche Brillen ging. Aus diesem Grund war das Thema für mich nicht neu und auch schon ein wenig ausgereizt, denn vom Grundstein her unterscheiden die beiden Geschichten sich nicht und einmal darüber zu lesen hat mir eigentlich gereicht.
Das klingt jetzt alles so furchtbar negativ, aber so schlimm war es nicht. Für mich hatte die Geschichte an manchen Stellen einfach ein paar Längen, bei denen es mir schwer viel zu folgen und überhaupt weiter zu lesen, aber alles in allem hat sie mir doch gefallen und der Schreibstil hat dazu auch sein Nötiges getan, typisch Ursula eben :) Ich mochte hier die "Bösewichte" eindeutig mehr und die "Guten" waren mir fast schon zu durchsichtig.
Eins jedoch muss man dem Buch lassen, man kommt ins Grübeln. Man denkt darüber nach wie es wohl wäre, wenn jeder so eine Datenbrille mit Gesichtserkennung hätte. Wenn also jeder Mensch alles über den jeweils anderen weiß. Gruselig! Die Ansätze waren wirklich gut und auch zwischendrin konnte mich doch die ein oder andere Szene noch überraschen, aber die meisten Möglichkeiten waren mir eben schon bekannt.
Ich wusste auch relativ lange vor dem Ende schon wo mich der Weg denn hinführen wird. Ich habe mich da wohl nicht so sehr auf die gut gelegten falschen Fährten locken lassen. Das Ende fand ich gut, aber es hätte für mich noch ein wenig spektakulärer sein könne. Es war dann doch alles recht einfach und schnell aufgelöst. Dafür war mir der Anfang nicht rasant genug. Eine gute Mischung die bis zum Schluss gehalten wird wäre besser gewesen.
Ich bin nicht richtig enttäuscht, aber eigentlich habe ich mir viel mehr von der Geschichte erwartet. Gerade weil alle anderen Bücher von Ursula für mich einzigartig waren und mich noch wirklich überraschen konnten, dieser Überraschungseffekt ist hier leider auf der Strecke geblieben.
Alles in allem würde ich das Buch im Mittelfeld anordnen. Vielleicht war es für mich aber auch nur der falsche Zeitpunkt und das falsche Thema. Ich kann mir vorstellen, dass die Geschichte für viele neu und interessant sein wird.
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